200 Jahre Sertürner
Opium hatte bereits seit Jahrhunderten Schmerzen bekämpft als ein 20 jähriger Apothekerlehrling in Einbeck, Deutschland, anfing, mit dieser Substanz zu experimentieren. Friedrich Wilhelm Adam Sertürner erkannte, dass manche Anmischungen wirksamer waren als andere und begann zu versuchen, die aktive Substanz des Schlafmohns zu isolieren. Im Jahr 1805, nach zwei Jahren Arbeit, gelang es Sertürner, eine Alkaloidmischung zu separieren, die er nach Morpheus, dem griechischen Gott der Träume, Morphium nannte.

Um seine neue Substanz zu testen, war Sertürner bereit, auch Schäden in Kauf zu nehmen. Als erstes testete er die Substanz an Ratten und Hunden aus der Nachbarschaft und erkannte, dass diese einschliefen und manchmal auch starben. Als nächstes verabreichte er sich und drei seiner jungen Freunde eine niedrigere orale Dosis (die aber immer noch 10mal potenter war als die heute empfohlene Dosis) und machte sie damit alle schwer krank. Aber in weiteren Versuchen zeigte sich, das Morphium sehr effektiv seine eigenen Zahnschmerzen lindern konnte und diese Beobachtung publizierte er dann.

In den 1820er Jahren war die mittlerweile in Morphin umbenannte Substanz bei vielen Chemikern erhältlich und bedeutete so den Beginn der pharmazeutischen Industrie. Aber es bedurfte noch der Erfindung der Injektionsnadel (Morphin ist oral gegeben weniger potent als andere Opiate) in den 1850er Jahren bevor alle Vor- und Nachteile des Morphin entdeckt wurden.

Injiziertes Morphin war im Bürgerkrieg weit verbreitet in den Lazarettzelten und sorgte dafür, dass viele hunderttausend Veteranen mit der „Soldatenkrankheit“ nach Hause zurück kehrten.

In einer ironischen Wendung führte die Suche nach einem weniger Sucht erzeugenden Opiat 1874 zur Entdeckung es Heroin – benannt für seine heroische Kraft, den Schmerz zu bekämpfen – welches in großen Mengen ab 1898 hergestellt wurde bevor die US-amerikanische Produktion 1913 gestoppt wurde.

Heute sind Morphin und andere Opiate die unumstrittenen Könige der Schmerztherapie, besonders im Bereich der postoperativen, chronischen und tumorbedingten Schmerzen. Jonathan Moss, Professor für Anästhesie und Intensivmedizin an der Universität von Chicago sagt, dass Morphin so effektiv ist, weil es die natürlicherweise im Körper vorkommenden Opiate imitiert und an die gleichen Rezeptoren bindet. Moss denkt, der Erfolg versprechendste Weg in der Forschung ist nicht, Ersatz für Morphin zu finden sondern seine Nebenwirkungen wie Übelkeit und Obstipation zu eliminieren. „Wir können die Art wie es wirkt verbessern, aber es war schon immer schwer, etwas Besseres herzustellen als ein Medikament das schon vor 200 Jahren entwickelt wurde.“

Sertürner Workshop 2020
Termin 2020
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